Der Brummi im Simulator
Warum nicht auch einmal ein Anfängermodell im Simulator fliegen? Natürlich ist gerade solch ein Modell relativ billig, und wozu soll man sich dann noch einen relativ teuren Simulator kaufen? Aber...
- wenn es nicht gerade ein EPP-Modell ist, geht doch so viel kaputt, daß sich der Simulator lohnt (vorausgesetzt, man hat schon den PC). Außerdem hängt mancher gerade an seinen ersten Modellen.
- die unbewußte Motorik (rechts/links usw.) kann man besser und billiger am Simulator üben. Meist bleibt es nicht bei einem Modell, und immer wieder sind neue Dinge zu üben, vielleicht sogar Hubschrauber.
- auch der Könner fliegt einen Parkflyer zur Entspannung, und er möchte das vielleicht auch bei schlechtem Wetter tun.
- ein 'blutiger' Anfänger hat noch kein Verständnis für die Größe der Ruderausschläge. Er wird ein schwach motorisiertes Modell überziehen, statt es in den Steigflug zu bringen. Also erst einmal üben, um zu verstehen!
Der Brummi von Multiplex ist ein hübscher Slow/Parkflyer tschechischer Herkunft, aus Holz und nach Art alter Motormodelle (siehe auch meinen Artikel zum Modell). Er hat sehr gutmütige Flugeigenschaften, was ihn als Anfängermodell empfiehlt. Er hat aber auch erstaunlich gute Flugleistungen, mit denen er dem Könner Freude und Entspannung bereiten kann. Mit den alten NiCd-Akkus waren schon Flugzeiten von 10 bis 20 min im angetriebenen Flug zu erzielen, mit modernen LiPo-Akkus und bürstenlosem Motor sind es sogar 50 bis 60 min. In Thermik läßt sich die Flugzeit beliebig ausdehnen. Das Modell fliegt am schönsten bei ruhigem Wetter, aber es verträgt auch ein wenig Wind. Man kann es praktisch nicht überziehen. Und wenn es in eine ungewöhnliche Fluglage gerät, durch Wind oder Pilot: einfach nicht steuern! Dieses Modell fängt sich wirklich von alleine (genügend Höhe vorausgesetzt).
Mir macht es so viel Freude, daß ich es auch im Simulator fliege. Am liebsten benutze ich den REFLEX XTR², und dort kann man gut die Physik eines Modells abbilden. So ist der Brummi im REFLEX zunächst mit dem Aussehen des Trainers geflogen, und zwar schon sehr realistisch. Als dann das Modellkonstruktionsprogramm RMK zum REFLEX Version 4.01.8 herauskam, mußte natürlich auch das Aussehen abgebildet werden.
Handstart ist das richtige für den Brummi. Mit 6 bis 8 m/s aus 2 m Höhe geworfen wird er mit 'Vollgas' gleich wegsteigen. Ein Bodenstart ist auf glatter Fläche möglich, aber weil die Räder so weit vor dem Schwerpunkt liegen, bricht das Modell leicht aus. Beherzter und dosierter Einsatz des Seitenruders ist dann nötig. Zur Landung schleppt man den Brummi am besten mit etwas Leistung an den Aufsetzpunkt heran. Dann setzt das Modell in Dreipunktlage auf und bricht nicht aus. So, wie der Propellerschub jetzt eingestellt ist (s.u.), merkt man aber nichts von diesem Verhalten. Der Demoflug mit dem Brummi zeigt, wie einfach es ist.
Noch ein Wort zum Klang (sound) des Original-Brummi: Bei geringen Drehzahlen fällt das 'Pfeifen' der Getriebezahnräder unangenehm auf, im REFLEX noch mehr als in Wirklichkeit. Bei Vollast dagegen ertönt naturgetreu das sonore Brummen, das wohl von den Propellerschwingungen kommt und von der Struktur des Modells wie von einem Resonanzboden verstärkt wird. Das erklärt vielleicht, warum Multiplex das Modell Brummi genannt hat.
Viel Spaß mit dem Brummi im REFLEX!
Hier ist das Installationsprogramm für den Brummi in REFLEX zum herunterladen. Es enthält die Dateien mit der Modellgeometrie und den Physikparametern, eine kleine Beschreibung und einen Demoflug. Zwei Dateien (Brummi.wav und Brummi_.wav) stellen den Vollgas- und Leerlaufklang (sound) meines Original-Brummi dar.
Das Installationsprogramm enthält noch weitere Parameterdateien, welche die Flugleistungen des Brummi z.B. mit einem bürstenlosen Motor AXi 2208/34, einem Propeller APC 9x6" SlowFly und einem LiPo-Akku mit 2 Zellen und 2000 mAh Kapazität demonstriert. Das Gewicht des Modells beträgt nur noch 750 g, die Flugzeit aber 45 Minuten. Mit einem AXi 2212/26 und gleichem Akku und Propeller steigt die Flugzeit sogar auf 50 Minuten (wegen des höheren Wirkungsgrades bei der geringen Last), und mit AXi 2212/34 und 3 Zellen auf 60 Minuten. Die Modellgeometrie zeigt einen APC 9x6" SlowFly Propeller, als Antriebsklang ist der Elektro-Klang von REFLEX zugeordnet.
Für den Fall, daß jemand den Günther-Propeller des Brummi für eigene Modelle gebrauchen kann, ist er als RMK-Objekt in Originalgröße von 175 mm (Guenther-Prop.mod) in einer ZIP-Datei auf der Download-Seite enthalten. Auch das Flügelprofil findet sich dort als Objekt (SPICA.mod).
Meine Kommentare zum REFLEX XTR² und weitere Modelle dafür sind auf einer eigenen Seite zu finden (siehe auch Menü links unter 'Simulatoren'). Auf der Download-Seite (siehe auch Menü links) wird noch mehr dazu angeboten, auch die Berechnungen der Parameter. Es gibt natürlich auch eigene Webseiten des Herstellers mit Informationen über den Modellflugsimulator REFLEX XTR².
Die Werte der Physik-Parameter sind am Modell gemessen. Damit ergab sich im REFLEX gleich ein sehr realistisches Flugverhalten. Nur da, wo die Physik im REFLEX vereinfacht abgebildet ist (z.B. Antrieb bzw. Propeller), war ein Kompromiß erforderlich. So startet der Brummi im REFLEX leichter als in Wirklichkeit und geht im Startlauf nur etwas nach links. In Wirklichkeit bricht das Modell eher sogar ganz aus. Start- und Landelauf sind im REFLEX viel ruhiger und ganz leicht beherrschbar, was man vom richtigen Modell nicht sagen kann.
Das Diagramm zeigt die nachgerechnete Kennlinie des Propellerschubes (T) über der Fluggeschwindigkeit (v) in grün. Der normale Geschwindigkeitsbereich des Brummi liegt zwischen 6 und 10 m/s, die beste Geschwindigkeit bei 8 m/s. Im REFLEX kann man nur einen geraden Verlauf der Kennlinie abbilden. Deshalb liegt es nahe, einen Kompromiß zu wählen (rot). Dann wären als 'Schub/Masse-Verhältnis' 0.3 und als 'Geschwindigkeitsbedingte Schubabnahme' 0.024 in den Parametern (F11, Antrieb) einzustellen (so wie hier mit Punkt, nicht mit Komma).
Aber der Bodenstart ist ohnehin nicht ganz realistisch, so daß besser der Normalbereich zwischen 6 und 10 m/s perfekt getroffen wird, auch wenn dann der Standschub beim Startlauf zu groß ist. Weil man vor allem realistisch fliegen will, ist also jetzt bei den Antriebsdaten als 'Schub/Masse-Verhältnis' 0.336 und als 'Geschwindigkeitsbedingte Schubabnahme' 0.035 eingestellt.
Wenn man dagegen einmal eine Ahnung von der Unruhe beim starten bekommen will, geht das mit den Werten 0.25 und 0.0125 (oder noch weniger) sowie Vorspur 0 (oder negativ) bei den Fahrwerksdaten. Dann dürfte der Brummi kaum noch vom Boden kommen, aber schon deutlich seitlich ausbrechen. Noch einfacher ist es, während des Startlaufs nicht ganz 'Vollgas' zu geben.