Der Empfänger 'The Brick' von Multiplex
Das Folgende ist eigentlich nur noch von historischem Interesse, denn die Fernsteuerung mit 35 MHz Frequenz ist praktisch durch die mit 2,4 GHz ersetzt. Wenn man aber noch einen 'Brick' oder 'Einstein' ersetzen will oder muß, dann kann vielleicht die Umrüstung des Brummi Anregungen geben. Der Rest dieses Textes sollte aber in die Vergangenheitsform gesetzt werden:
'The Brick' ist eine geschickte Kombination aus einem Empfänger mit 7 Kanälen, 2 Servos mit 25 Ncm Stellmoment und 0,15 s Stellzeit für 45° sowie einem Schalter. Das Gerät gibt es statt mit den Buchsen für die Servostecker von JR, Futaba usw. auch mit den Multiplex-Buchsen, dann heißt es 'EinStein'.
Übrigens ist die Kombination keine Idee von Multiplex. Schon Anfang der 1960er Jahre gab es solche mit wenigstens drei der ersten Puls-, Analog- und Digital-Proportional-Fernsteuerungen in den USA. Man wollte die Zuverlässigkeit erhöhen, indem man die damals noch komplexe Verkabelung vereinfachte. Die Bezeichnung Brick (Ziegelstein) lag wohl wegen der Form nahe und deshalb auch die rote Farbe. Wie dem auch sei...
Empfänger und Servos sind von guter Multiplex-Qualität. Gegenüber einzelnen Komponenten spart man nicht nur Platz, Gewicht, Verkabelung und Bauaufwand, sondern auch erheblich an Kosten. 'The Brick' / 'EinStein' ist (war) einfach ein gutes Angebot. Nur wenige Gründe sprechen dagegen: sehr kleines Modell, sehr großes Modell, die Notwendigkeit von IPD o.ä. im Empfänger oder der Wunsch, Piezo-Kreisel für Höhen- und/oder Seitenruder zu verwenden.
Der Empfänger ist ein normaler Einfachsuper und problemlos im Gebrauch. Die beiden Servos haben vermutlich je ein Kugellager und Kunststoffzahnräder, denn sie sind fast spielfrei. Die ganze Einheit wiegt nur 75 g und wird mit einer speziellen Bodenplatte relativ einfach im Modell befestigt. Das Gehäuse ist 62 mm lang, 32 mm breit und 34 mm hoch.
Man muß nur ein Gerät einbauen und hat nur eine Befestigung. Für die beiden Servos und den Schalter entfallen Verkabelung und Stecker. 'The Brick' eignet sich also für relativ einfache und robuste Sportmodelle, bei denen keine 'Besonderheiten' erforderlich sind, und zwar vom Parkflyer bis zum '3,5m-Schiff'. Wenn man nur die zwei Servos braucht, reicht auch ein BEC von nur 1,5 A, wie bei den Multiplex-Reglern üblich.
'The Brick' paßt in seiner Art und Preisklasse sehr gut zum Sender Cockpit MM und wurde von Multiplex entsprechend präsentiert. Wenn man aber diesen Sender nimmt und nicht z.B. mc3030 mit frei belegbaren Kanälen, dann sollte man den Einbau von 'The Brick' sorgfältig planen.
Kanalzuordnung
Im obigen Bild kann man die Kanalzuordnung der Servobuchsen erkennen. Die vielleicht etwas seltsame Reihenfolge hat einen Sinn. An der linken Buchse mit dem Kanal 4 soll der Akku ('B' für 'Battery') angeschlossen werden. Man kann ihn genauso gut an einen anderen Kanal anschließen, aber der Schalter (der im Bild eingeschaltet ist) wirkt auf diese Buchse. Wenn man einen Regler mit BEC verwendet, muß der an Kanal 4 liegen, weil das im Cockpit MM der 'Gas'-Kanal ist. Dann ist der Schalter aber überflüssig.
Der Kanal 1 ist normalerweise (bei Cockpit MM) das Querruder, bei zwei Querruderservos kommt der Kanal 5 hinzu. Kanal 6 wird für Störklappen (Spoiler) oder z.B. die Einstellung eines Piezo-Kreisels gebraucht, Kanal 7 für Schaltfunktionen wie Höhenmesser, Kamera oder Fahrwerk. Bei diesen Kanälen ist man relativ frei in der Belegung.
Natürlich gibt es eine feste Zuordnung der Kanäle 2 und 3. Vielleicht kann man auf dem Bild oben die '3' vor dem rechten Servohebel erkennen. Der linke Hebel ist mit '2' beschriftet. Übrigens war bei meinen beiden Geräten die Zuordnung vertauscht. Multiplex war das bekannt, und 'auf Garantie' wurde es korrigiert. Diese Zuordnung ist nicht wirklich wichtig, weil man in jedem Fall entscheiden muß, welches Ruder an welches Servo gehängt wird (s.u.). Senderseitig ist Kanal 2 das Höhenruder, Kanal 3 das Seitenruder.
Ohnehin ist klar, daß 'The Brick' in den Rumpf des Modells gehört und die Ruder am Heck betätigt. Multiplex hat konsequent auch den Mischer für V-Leitwerk (V-Tail) im Cockpit MM auf die Kanäle 2 und 3 gelegt. Der Mischer für Deltaflügel (Elevons) liegt auf den Kanälen 1 und 5 für außen liegende Elevons und auf Kanal 2 für ein zusätzliches innen liegendes Höhenruder (Kanal 3 normal Seitenruder). Nur wenige Modellkonfigurationen, wie z.B. mit Druckpropeller am Heck eines kurzen Rumpfes und Stielen von den Flügelhälften zum Leitwerk (wie bei der Cessna 337 Skymaster), sind kein Fall für 'The Brick'.
Servohebel
Damit der Klotz nicht zu breit wird, sind die Servos versetzt angeordnet. Die beiden Servohebel können sich nun 'ins Gehege kommen'. Multiplex verwendet deshalb nicht seine Standardhebel wie bei den anderen Servos, sondern zwei spezielle Hebel. Der eine sitzt wie üblich gleich auf der Servowelle, der andere ist höher. Man kann die Ruder dadurch innen oder außen anlenken.
In einem engen Rumpf müssen die inneren Arme benutzt werden. Dann muß der niedrige Hebel auf die Servowelle aufgesteckt werden, die in Richtung der Ruder liegt. So, wie die Hebel im obigen Bild gesteckt sind, müssten die Ruderanlenkungen über 'The Brick' hinweglaufen. Das wäre möglich, wenn beim unteren Hebel ein abgewinkelter Draht statt einer Gabel verwendet wird. Der läge hoch genug, daß er nicht mit dem 'Griff' des Steckquarzes und dem Schalter kollidiert. Oder man müsste die Ruderanlenkung mit einer kunstvollen Kröpfung um diese beiden Teile herumführen. Sollen die Ruderanlenkungen in die andere Richtung von 'The Brick' wegführen, sind die beiden Servohebel gegeneinander auszutauschen. Dann ist nichts mehr im Weg.
Wenn der Rumpf breit genug ist und die Bowdenzüge an den Rumpfseiten entlanglaufen, wird man die etwas überstehenden äußeren Hebelarme benutzen. Dann ist es gleichgültig, 'wie herum' man 'The Brick' einbaut bzw. in welche Richtung die Bowdenzüge abgehen.
Außerdem braucht man dann nicht die unterschiedlich hoch liegenden Servohebel, die oft eher stören. Die Hebel für 'The Brick' sind paarweise als Ersatzteile erhältlich. Den hohen kann man gegen einen niedrigen tauschen, wenn man an mindestens einem Hebel den inneren Arm abschneidet.
In jedem Fall kann man die Hebel um 180° drehen, so daß jeweils der kurze oder der lange Arm außen liegt. Multiplex verwendet ungerade Zähnezahlen bei den Servowellen, damit man die Ruderanlenkung durch Umstecken ein wenig justieren kann. So stehen die Original-Servohebel ohnehin nur in einer einzigen Lage (hoher Hebel innen oder außen) und Stellung (langer Arm innen oder außen) genau senkrecht zur Längsachse. Wenn man gezwungen ist, die Hebel anders zu stecken (s.u.), wird immer mindestens einer nicht genau senkrecht stehen. Man braucht sich aber darüber keine Gedanken zu machen.
Mit den heutigen Computersendern ist das nicht mehr nötig. Hier wird deutlich, zu was diese Sender vor allem gut sind: Man lenkt das Ruderhorn möglichst weit außen an und sucht dann den passenden Radius (Loch) am Servohebel. Die Neutralstellung des Ruders wird grob mit der Anlenkung justiert. Dann wird die richtige Laufrichtung des Servos am Sender eingestellt, die genaue Neutralstellung und die Ausschläge in beide Richtungen.
Befestigung
Oft ist es einfacher, einen Rumpfboden zu bauen und darauf 'The Brick' und den Akku zu befestigen, als ein Servobrett und eine Akkurutsche auf halber Rumpfhöhe einzupassen. Und oft ist letzteres auch unnötig. Zum Gerät wird eine Befestigungsplatte aus zähem Kunststoff geliefert, die man auch als Ersatzteil nachkaufen kann. Multiplex empfiehlt, die Platte in den Rumpf zu kleben oder zu schrauben.
Kleben ist natürlich einfacher. Leider löste sich die Klebung im Fluge (wann sonst?). Eine lose Fernsteuerung mit den Servos für Höhe und Seite erzeugt die richtigen Steuerausschläge für Trudeln. Aus Schaden wird man klug. Stabilit Express und ähnliche Kleber halten nicht fest genug an dem Kunststoff. Man könnte es mit Sekundenkleber versuchen, aber ich habe dann lieber etwas bewährtes genommen: Klebeband (tape). Doppelseitiges Klebeband mit einer dünnen Lage Schaumstoff in der Mitte (um Unebenheiten auszugleichen) hält am besten. Vielleicht erkennt man im Bild die überstehenden Ränder des schwarzen Klebebandes.
Wie der sprichwörtlich berüchtigte Schreiner, der alles drei mal leimt und dann noch nagelt, habe ich die Bodenplatte zusätzlich verschraubt. Im 'Inneren' der Platte, das später von 'The Brick' verdeckt wird, sind Löcher für Senkkopfschrauben vorgesehen. Es gibt sehr kurze Holzschrauben mit Senkkopf (2,2 x 6,5 mm, im Bild unten), die auch in das relativ dünne Sperrholzbrett passen, das den Rumpfboden bildet. Man muß sie sich aber extra besorgen.
Bei Modellen mit Verbrennungsmotor oder bei sehr kräftigen Elektroantrieben würde ich aber doch die mitgelieferten Schrauben und Gummitüllen verwenden. Dafür sind die äußeren Löcher in der Bodenplatte vorgesehen. Der Empfänger in 'The Brick' ist zwar offensichtlich recht unempfindlich gegen Schwingungen, aber man sollte den Filtern doch nicht mehr zumuten als nötig. Nur muß man genügend Einschraubtiefe für die Schrauben herstellen.
Im Bild ganz oben erkennt man in der Schmalseite von 'The Brick' unten eine Nut oder 'Tasche'. In der gegenüberliegenden Schmalseite, genau symmetrisch, ist die gleiche Nut. An der Bodenplatte befindet sich auf einer Seite ein Steg, der in die Nut von 'The Brick' hineinpaßt. Auf der anderen Seite ist ein genauso großer Riegel anschraubbar. Gleichgültig mit welcher Seite schiebt man den Empfänger in den feststehenden Steg und in die Umrandung der Bodenplatte, schiebt den losen Riegel in die Nut und verschraubt ihn. Die folgenden zwei Bilder zeigen die beiden Seiten.
Lage im Rumpf
Man kann 'The Brick' also in beiden Richtungen in die Bodenplatte stecken. Deren Lage richtet sich nur nach der Zugänglichkeit der Verschraubung. Allgemein sollte das Gerät möglichst weit hinten im Rumpf eingebaut werden. So liegt es weit entfernt von Motor und Regler und die Antenne wird direkt nach hinten geführt. Bei reinen Seglern ist ein Einbau vorne im Rumpf natürlich kein Problem, außer daß keine Kabel (z.B. von den Querruderservos) parallel zur Antenne liegen sollten. Auch sollten Störquellen wie Piezo-Kreisel oder Variometer vor dem Empfänger liegen.
Die in den Bildern gezeigte Lage (Buchsenseite nach hinten) ist kein Zufall, sie paßte aber gerade zufällig. Entweder lagen die Bowdenzüge von Höhen- und Seitenruder auf der 'richtigen' Seite (Pedro), oder sie wurden zweckmäßig über Kreuz verlegt (Brummi). Wenn es nicht so gewesen wäre, hätten die Bowdenzüge auf die jeweils andere Seite gelegt werden müssen (Pedro) oder nicht über Kreuz verlegt werden können (Brummi). Der entscheidende Grund für die Lage von 'The Brick' ist, daß er nur so möglichst weit hinten liegt, damit der Akku ausreichend 'Spielraum' hat und trotzdem die Ruderanlenkung (mit der Verbindung der Züge mit den Gabeln) genügend Platz hat.
Übrigens kann man in das Loch im Schalterschieber einen Anlenkhebel, Gabelkopf o.ä stecken und damit den Schalter von der Rumpfaußenseite betätigen.
Verwendung
Der Vergleich mit dem Regler zeigt, wie kompakt 'The Brick' ist. Mit seinen 75 g ist er auch recht leicht im Vergleich zum Regler mit 42 g. Die Kraft von Servos und Regler reicht für recht große Modelle mit Elektroantrieb bis zur 700er-Größe.
Bei 2-Achs-Modellen braucht man nur noch den Antrieb und einen Akku, was die Modelle einfach und preisgünstig macht (wie Brummi und Pedro). In komplexeren Modellen gibt es weitere Servos und einen eigenen Akku für Empfänger und Servos, aber die Einfachheit der Kernanlage bleibt erhalten.
Leider gibt es 'TheBrick' nicht mehr neu zu kaufen, Multiplex hat 2004 nur noch die Restbestände verkauft. Offensichtlich haben nicht genügend Käufer das Gerät für ein gutes Angebot gehalten. Oder paßt es nicht mehr in die heutigen Modelle?