Vorab zur Klärung, wie ich die Begriffe verstehe:
Mehrfachtraktion ist ein Wort, das auch von uns Modellbahnern gebraucht wird. Zur Dampflokzeit sprach man wohl eher von Vorspann oder Nachschub, wenn auf jeder Lok Personal war, auch auf Diesel- und Elloks. Beim Vorspann sind beide Loks vorne, beim Nachschub eine vorne und eine hinten, was auf Englisch top and tail heißt. Bei uns waren praktisch immer nur zwei Loks beteiligt, weshalb wir eher von Doppeltraktion sprechen, was ein Spezialfall von Mehrfachtraktion ist.
Besonders in Amerika sind aber regelmäßig mehrere Loks in einem Zug, die gemeinsam (auch über Funk) vom Führerstand der vorderen Lok gesteuert werden. Das ist dann Mehrfachtraktion, auf Englisch multiple unit, also "mehrere Einheiten". Sind diese Einheiten (Loks) über den ganzen Zug verteilt (also vorne, hinten und in der Mitte), heißt es auf Englisch auch distributed power.
Gleich wie mehrere Einheiten über den Zug verteilt sind, in Amerika heißen die in einem Zug gemeinsam gesteuerten Einheiten auf Englisch multiple unit consist oder kurz consist (siehe hier). Das übersetze ich hier mit "Verbund". Consisting bedeutet also einen Verbund bilden. Mit DCC (Digital Command Control) kann man das nachbilden. Die Consist-Adresse ist die gemeinsame DCC-Adresse des Verbundes.
Zwei Möglichkeiten: In den Decodern oder im Steuerungsprogramm
Die eigentliche Consist-Bildung ist ganz einfach, weil man nur in jeder beteiligten Lok die gemeinsame (Consist-)Adresse in die CV19 schreibt, vielleicht mit Hauptgleisprogrammierung direkt von der DCC-Zentrale. Und man kann in beliebig viele Loks dieselbe Adresse schreiben, das belastet nur den Booster (Stromverbrauch), aber nicht DCC-Zentrale und Computer – im Gegensatz zu Verbünden in TrainController (oder anderen Steuerungsprogrammen), wo Fahrbefehle an jede einzelne Lok gehen. Die Loks müssen nur grundsätzlich gleiches Fahrverhalten (Geschwindigkeit) haben, was bei den amerikanischen Einheiten üblich ist, weil sie geradezu für Verbünde gemacht sind. Und es funktioniert auch auf fremden Anlagen ohne Steuerungsprogramm oder mit einem anderen oder einfach mit einer anderen DCC-Zentrale.
Ein Steuerungsprogramm ist eher für Verbünde unterschiedlich schneller Triebfahrzeuge die Lösung, muß dann aber auf der Anlage vorhanden sein. TrainController (TC) gleicht alle Unterschiede mehrerer Loks aus, wenn deren jeweilige Geschwindigkeitskennlinie auf der Anlage mit TC exakt eingemessen ist. Mit TrainProgrammer (TP) kann man Loks (deren Decoder) auf ihre jeweilige vorbildgerechte Geschwindigkeit einstellen, mit bestimmten Decodern (z.B. ESU LokPilot) besonders genau.
Mehreren im Vorbild gleich schnellen Loks kann man jeweils gleiche Geschwindigkeit in allen Fahrstufen (gleiche Geschwindigkeitskennlinien) geben. Beides – Einstellen und Einmessen – ist für gute automatische Steuerung in TC ohnehin nötig, auch wenn man keinen Verbund bildet. Beides ist ungefähr gleich aufwendig, aber im Zusammenspiel von TC und TP geht beides leichter.
Vielleicht ist ein englischer Text verständlich (notfalls mit Übersetzer) – The Complete Guide to Consisting (als PDF). In diesem Artikel wird alles zu den verschiedenen Möglichkeiten einer Mehrfachtraktion (nicht nur Doppeltraktion) in der Steuerzentrale oder in den Decodern erklärt.
Zwei Programme: TrainProgrammer und TrainController
Mit TrainController werden Loks komfortabel eingemessen und sind danach schon miteinander verträglich, wenn man Anfahr- und Bremsverzögerung im Decoder abschaltet (z.B. mit F4). Man muß nicht unbedingt im Decoder die Geschwindigkeit an die Vorbildgeschwindigkeit anpassen. Das mache ich trotzdem immer zumindest grob, weil fast alle meine Fahrzeuge sonst viel zu schnell wären und die automatische Steuerung durch TC deshalb ungenau wäre. Eine grobe Anpassung bleibt oft noch etwas ungenau, aber das kann TC ausgleichen, indem es entsprechend verschiedene Fahrstufen einstellt – vorausgesetzt in der DCC-Zentrale sind 126 Fahrstufen eingestellt. Das ist auf der eigenen Anlage das bequemste.
Ohne TC – oder wenn man mit nur 28 Fahrstufen fährt – müssen die Geschwindigkeitseinstellungen in den Decodern so genau angeglichen werden, daß die Loks in jeder Fahrstufe (von 28) jeweils gleich schnell fahren. Das ist wenig komfortabel machbar, indem man die Loks zum Vergleich auf zwei parallelen geraden Gleisen nebeneinander oder auf einem längeren Gleis hintereinander fahren lässt und so lange korrigiert, bis es passt. TrainProgrammer macht das immerhin schon relativ leicht. Man kann damit programmieren sowie fahren und schalten. Die Anpassung der Geschwindigkeitstabelle und der Lastregelungs-Parameter ist so übersichtlich wie es eben geht. Noch leichter geht es aber mit TC, mit dem man die Geschwindigkeiten der Loks einzeln genau misst und daraufhin die Decoder ohne Vergleichsfahrten einstellt.
Doch gleich wie – in den Decodern eingestellte Mehrfachtraktionen haben den Vorteil, daß sie auch auf fremden Anlagen funktionieren, zum Beispiel bei Treffen. Das gilt sogar, wenn dort zwar TC, aber nicht die gleiche DCC-Zentrale verwendet wird. Dann sind die eingemessenen Geschwindigkeitskennlinien unter Umständen verändert, weil die Geschwindigkeitsbefehle von TC durch die fremde DCC-Zentrale etwas anders an die Decoder weitergegeben werden. Die Kennlinien werden aber auf gleiche Weise verändert, also wäre ein Verbund auch mit TC trotzdem möglich.
Das Konzept: Consisting mit DCC-Decodern
In jedem Fahrzeug des Traktionsverbunds (beliebig vielen) wird in CV19 dieselbe "zweistellige" Adresse (zwischen 1 und 127 in vielen Decodern) eingetragen (die Verbundadresse, darf nicht sonst schon vergeben sein). Wenn das Fahrzeug im Verbund rückwärts läuft, wird 128 zu dieser Adresse addiert. Danach reagiert es schon auf Fahr- und Funktionsbefehle (aber nicht Programmierbefehle) der Steuerzentrale an die Verbundadresse und nicht mehr auf seine eigene Adresse. (So kann man dann zwei Fahrzeuge des Verbunds auf zwei parallele Gleise oder hintereinander auf ein Gleis stellen und in jeder Fahrstufe die Geschwindigkeit des einen an die des anderen anpassen. Das tue ich aber nicht, sondern ich gleiche sie schon vorher durch genaues, getrenntes Messen und Einstellen einander an.)
Mit CV21 und CV22 kann man in jedem Fahrzeug festlegen, ob die Funktionen FL und F1 bis F12 im Traktionsverbund aktiv sein sollen. Man kann also Lichter und Töne gezielt in einzelnen oder mehreren Fahrzeugen ansteuern. Aber nicht alle Decoder bieten diese Einstellmöglichkeit, manche nur in geringerem Umfang und manche, wie ESU-Decoder der Version 5, sogar in größerem (bis F28, ermittelt durch ausprobieren, sowie FL vorne und hinten getrennt). Die weiteren Funktionen können im Verbund aktiv sein oder auch nicht (wie F29 bis F31 bei ESU-Decodern).
Mit CV23 und CV24 kann jeweils die Anfahr- und Bremsverzögerung der Fahrzeuge aneinander angepasst werden. Das bräuchte man vielleicht für den Fall, daß man bei einem Treffen auf einer fremden Anlage fahren will. Man kann aber auch die Verzögerungen ganz ausschalten (mit F4 bei LokPilot-Decodern von ESU und anderen Nicht-Sound-Decodern) und einfach langsam am Regler drehen. Das empfiehlt sich in jedem Fall, weil nicht alle Decoder diese Einstellmöglichkeit bieten und manche (wie die von ESU) sie nicht auf das Fahren im Verbund beschränken. (Letzteres wird womöglich im Handbuch nicht ausdrücklich erwähnt und muß deshalb ausprobiert werden.)
Ein Fahrzeug wird aus dem Traktionsverbund gelöst, indem in seine CV19 entweder 0 (Null, vorwärts) oder 128 (rückwärts) geschrieben wird. Will man den ganzen Verbund auflösen, muß man das bei allen beteiligten Fahrzeugen tun. Man kann ein weiteres Fahrzeug in den Verbund aufnehmen, indem man die Verbundadresse (ggf. plus 128 für rückwärts) in dessen CV19 schreibt. Das alles kann bequem per Hauptgleisprogrammierung geschehen, wenn die DCC-Zentrale und alle Loks (deren Decoder) dafür geeignet sind (damit sich nicht eine ungeeignete Lok unberechtigt angesprochen fühlt).
Natürlich muß ein Fahrzeug für den Verbund vorbereitet sein, das heißt die Geschwindigkeitseinstellungen und die Aktivität der Funktionen. Am besten man bereitet alle geeigneten Loks vor, dann kann man schnell beliebige Verbünde bilden – auch als top-and-tail oder distributed power, wenn die Geschwindigkeiten ganz genau eingestellt sind, wie im nächsten Abschnitt beschrieben.
Die Consist-Programmierung in DCC-Decodern ist also recht einfach, wenn sie gut vorbereitet ist. Wegen der vielen Möglichkeiten, sowohl bei Funktionen als auch im Decoder-Verhalten, braucht man aber ein gutes Konzept für die Vorbereitung.
Meine Vorgehensweise: Geschwindigkeiten
Vorweg ist darauf hinzuweisen, daß in meiner DCC-Zentrale 126 Fahrstufen eingestellt und in den Decodern die automatische Beschleunigung und Verzögerung (mit F4) deaktiviert sind. Durch beides zusammen kann TrainController die Loks genauer steuern, besonders das Abbremsen zu einem bestimmten Haltepunkt sowie das Angleichen der Geschwindigkeiten mehrerer Loks im Verbund. Nun werden zwar beim Beschleunigen und Verzögern der Züge auf der Anlage relativ viele DCC-Fahrstufenkommandos gesendet, aber gleichzeitig fahren immer nur wenige Züge und noch weniger beschleunigen oder bremsen. So ist es zumindest in meinem Fall, in dem es keine Probleme gibt. Mehrfache DCC-Fahrstufenkommandos zu Loks in einem Verbund werden möglichst vermieden, indem ein DCC-Verbund (advanced consist) mit in den Decodern angeglichenen Geschwindigkeiten verwendet wird.
Am Handregler sind 126 Fahrstufen vielleicht lästig (auch wenn man damit weich anfahren und bremsen kann, einfach durch langsames Drehen am Regler). Da können 28 Fahrstufen (und ein wenig automatische Beschleunigung und Verzögerung in den Decodern, um Ruckeln zu vermeiden) angenehm sein. Nur kann TrainController dann nicht ganz so genau steuern und deshalb die Geschwindigkeiten von Loks im Verbund nicht genau genug angleichen. Das muss dann in den Decodern geschehen – zum Beispiel nach der hier beschriebenen Methode:
TrainProgrammer-Konfigurationen für die Decoder LokPilot 5 und LokSound 5 von ESU werden in der Tauschbörse im Freiwald-Forum angeboten (und hier unter Downloads). Diese Decoder verwende ich, weil sie sehr gute Möglichkeiten bieten, die Fahrgeschwindigkeiten anzupassen. Bei im Prinzip gleichen Loks mit gleichen Decodern kann man die gleichen Einstellungen (Lastregelung) und die gleiche Geschwindigkeitstabelle verwenden. Geringe Unterschiede wird es aber geben (auch vorwärts/rückwärts), und die kann man mit einigen Trimmwerten ausgleichen. Das kann so genau werden, daß es sogar Spaß macht, wenn man es hinbekommt.
Auf meiner N-Anlage lasse ich dann jeweils zwei gleich schnelle Fahrzeuge (044/050, 2xV100, 2xV200, 2x627) in geringem Abstand hintereinander herumfahren und schaue, wie schnell bzw. langsam sich der Abstand verändert. Zwei gleiche H0-Straßenbahnen (TW6000 Hannover) habe ich so eingerichtet, weil ich keine eigene Anlage habe und deshalb den vorbildgerechten Verbund immer auf fremden Anlagen (ohne TrainController) fahre. Nur ESU-Decoder wurden verwendet, andere habe ich nicht ausprobiert.
Mit TrainProgrammer wurde programmiert und die Einstellungen abgespeichert. Mit TrainController wurden die Geschwindigkeiten genau gemessen und dann in TP die Parameter für die Geschwindigkeit angepasst (Feinabstimmung mit Trimmwerten in speziellen CVs). Beide Programme kann man gleichzeitig laufen haben und wechseln und in TP auch mehrere Decoder (Loks) wahlweise ansprechen (über die jeweiligen Fenster).
So mache ich es bei gleichen Loks und gleichen ESU-Decodern mit Trimmfunktionen:
- Eine der Loks wird mit TP grundsätzlich eingestellt, das heißt Adresse, RailCom, Licht, usw. Die Lastregelung wird - wenn nötig - angepaßt, so daß die Lok gut läuft. In schwierigen Fällen wird die Funktion des ESU-Decoders für das automatische Einstellen benutzt (CV54 auf Null setzen und F1 schalten).
- Anfahr- und Bremsverzögerung stören beim Messen und später beim automatischen Fahren. Man kann sie in CV3 und CV4 abschalten (auf Null setzen), aber ich schalte sie praktisch immer nur mit der entsprechenden Decoder-Funktion (F4) ab. Man darf es dann aber nicht vergessen bzw. sollte es in TC automatisieren.
- Die Höchstgeschwindigkeit vorwärts der Lok wird in TC gemessen und dort auch möglichst genau auf Vorbildgeschwindigkeit angepaßt. Dazu werden die CV2, CV5 und (bei älteren LokPiloten) CV6 entsprechend gesetzt. Das braucht manchmal mehrere Versuche (messen, CV-Werte umrechnen und neu einstellen, wieder messen). In schwierigen Fällen muß die Lastregelung noch einmal eingestellt werden, also zurück zum ersten Schritt und dann wieder hierhin.
- Mit dem Trimmwert CV66 wird die Höchstgeschwindigkeit vorwärts ganz genau angepasst. Dazu wird in TC gemessen und in TP die CV geändert. Beide Programme laufen gleichzeitig, man braucht nur von Fenster zu Fenster zu wechseln. Wieder sind manchmal mehrere Versuche nötig.
- Auf die gleiche Weise wird die Geschwindigkeit rückwärts angepasst, nun mit der CV95. Die vorbildgerechten Vorwärts- und Rückwärtsgeschwindigkeiten können sogar voneinander abweichen (z.B. 80 km/h vorwärts und 40 km/h rückwärts), sie müssen nur genau eingestellt werden.
- Eine weitere, gleiche Lok wird in TP grundsätzlich gleich eingestellt, außer der Adresse natürlich. Dazu werden die gespeicherten Einstellungen der ersten Lok kopiert (unter anderem Namen gespeichert) und die Adresse geändert. Die Trimmwerte können auf Null (oder neutral) gesetzt werden, müssen aber nicht. Dann wird alles in den Decoder geschrieben. Geschwindigkeitskennlinie und Lastregelung sind natürlich besonders wichtig.
- Die Trimmvorgänge vorwärts und rückwärts (Schritte 4 und 5) werden im Zusammenspiel von TC und TP auf diese weitere Lok angewendet. Fertig – nächste gleiche Lok.
Die meisten Loks fahren von sich aus vorwärts und rückwärts nicht gleich schnell. Baugleiche Loks fahren meist nicht gleich schnell. Und manche (meist alte) Loks sind solche "Schnellläufer", daß die CV5 (Höchstgeschwindigkeit) auf einen sehr kleinen Wert gesetzt werden muß. Dann ist das "Raster", sind die Stufen der Einstellung sehr grob bzw. groß, das heißt man trifft die vorbildgerechte Geschwindigkeit nicht genau. All das wird mit den Trimmwerten genügend ausgeglichen.
Die Geschwindigkeitsmessung in TC ist so genau, daß eigentlich keine Vergleichsfahrten auf parallelen Gleisen oder hintereinander gebraucht werden, obwohl meine Meßstrecken nur 156 cm (Spur N) bzw. 93 cm (Spur H0) lang sind (je länger desto genauer). Trotzdem mache ich Vergleichsfahrten, um sicher zu sein und weil es interessant ist. Wohlgemerkt: Es sind nachträgliche Vergleichsfahrten, das Einstellen erfolgt vorher für jede Lok einzeln – durch messen statt probieren.
Damit man in TC automatisch fahren kann (dafür kauft man es), muß auch jede gleiche Lok in TC eine Geschwindigkeitskennlinie haben. Es gibt praktisch keine Unterschiede und einmal messen und dann kopieren (unter anderem Namen speichern) mag wohl gehen, aber ich traue mich nicht und messe lieber jede Lok. Eine Messung dauert zwar lange (auf meiner langen Meßstrecke bis zu einer Stunde), geht aber in TC automatisch (auf drei hintereinanderliegenden Gleisstücken mit Rückmeldekontakt) – wenn die Loks nicht wegen Kontaktproblemen stehenbleiben. Also die Gleise und Räder peinlich sauber halten und den Motor gut einfahren.
Wenn man einen Verbund von Loks, die nicht ganz gleich sind, bilden will, dann ist etwas mehr Aufwand nötig. Die Loks können zum Beispiel verschiedene Motoren und Getriebe haben oder sogar unterschiedliche Vorbildgeschwindigkeiten. Dann bleibt nichts anderes übrig, als sie auf gleiche Geschwindigkeiten in allen Fahrstufen einzustellen. Das geschieht auf die gleiche Weise, also messen mit TC und einstellen mit TP, nur für alle 28 Stufen in der Geschwindigkeitstabelle einzeln. Man kann sich dann noch entscheiden, ob beide Loks die niedrigere oder höhere von beiden Höchstgeschwindigkeiten haben sollen.
Der Nutzen beider Programme, TrainController und TrainProgrammer, selbst für die Vorbereitung von Loks für Consist-Bildung, sollte jetzt klar sein. (Gute Decoder sind Voraussetzung.) Aber auch wenn man nur auf der eigenen Anlage mit TC fahren will, das Geschwindigkeitsverhalten einer Lok mit TP im Decoder einzustellen ist zumindest nützlich, wenn nicht sogar nötig, damit sie sich von TC besser und genauer automatisch steuern lässt.
Locomotive Speed Matching Made Easy beschreibt eine Vorgehensweise mit einem Programm zum Einstellen der Decoder (DecoderPro), aber ohne ein Steuerprogramm (wie TrainController) zum Messen der Geschwindigkeit und ohne die Vorbildgeschwindigkeit einzustellen.
Meine zwei Testfahrten wiederum zeigen, daß ein Steuerprogramm (wie TrainController) auch ungleiche Loks (nicht genau eingestellte Decoder oder verschiedene Typen) sehr genau mit gleicher Geschwindigkeit fahren kann. Das ist – zumindest bei mir – die Voraussetzung für "verteilte" Mehrfachtraktion (in diesem Beispiel: vorne und hinten am Zug) im Modell. Beim Original wird wohl auch die von den einzelnen Loks aufgebrachte Zug- beziehungsweise Schubkraft geregelt werden.
Meine Vorgehensweise: Licht und Sound
Moderne Loks, auch in Spur N, haben mehrere Lichtfunktionen und manche sogar Sound. Ich
besitze nur zwei solche Soundloks, aber dort werden verschiedene Sounds – so wie
die Lichter auch – mit Funktionstasten beziehungsweise Funktionen ein- und ausgeschaltet
oder ausgelöst.
Im Verbund geht das grundsätzlich ebenso, nur muß man sich vorstellen, daß
die Funktionstasten alles einschalten, was irgendwo im Verbund leuchten
und tönen soll.
Was davon in welcher Lok, das muß in jeder Lok des Verbundes einzeln angegeben werden.
Dazu setzt man dort einfach
die entsprechenden Bits in CV21 und CV22 (sowie CV109 und
CV110 bei den ESU-Decodern).
Auch dafür müssen die Loks vorbereitet werden, und zwar ihre sogenannte Funktionstastenzuordnung, die bei allen Loks im Verbund gleich sein muß. Hier gehe ich von einem ESU LokPilot oder LokSound 5 als Decoder aus, der bis zu 72 Zuordnungen als Zeilen einer Tabelle verarbeitet. Jede Zeile kann viele Bedingungen und einige daraus folgende Aktionen enthalten. Ob die Lok steht oder fährt, ob vorwärts oder rückwärts, ob Funktionstasten gedrückt sind oder nicht, das sind die Bedingungen, die geprüft werden. Licht und Sound sind die beabsichtigten Folgen.
Nehmen wir als Beispiel einen Verbund mit einer Lok an der Spitze, einer am Schluß und einer in der Mitte. In allen drei Loks werden die Lichter wie üblich mit FL (auch F0 genannt) ein- und ausgeschaltet (geschalten im süddeutschen Sprachraum). Die Lichter an jeweils einer Seite der Lok sollen aber mit der Fahrtrichtung wechseln. Und zusätzlich verwenden wir zwei weitere Funktionstasten (F1 und F2), um die Lichter vorn und hinten zu aktivieren. (Für mich logisch, weil an alten deutschen Loks mit zwei Führerständen diese mit 1 und 2 bezeichnet waren.)
Ist zum Beispiel das Licht am vorderen Ende der Lok aktiviert (F1=1), sollen bei Vorwärtsfahrt die weißen Spitzenlichter leuchten und bei Rückwärtsfahrt die roten Schlußlichter. Am hinteren Ende (F2=1) ist es – auf die Fahrtrichtung der Lok bezogen – umgekehrt (wie bei einem Steuerwagen, und deshalb haben auch Funktions-Decoder die CV19). Je nachdem welches Ende der Lok am Zug ist, werden die Lichter am anderen Ende aktiviert. (So ist die Lok auch für einen Wendezug geeignet.) Fährt die Lok alleine (Lokzug), kann man Licht an beiden Enden aktivieren. Wenn man letzteres nicht braucht, kommt man mit zwei Funktionstasten aus: FL=1 heißt Licht an, entweder am vorderen Ende der Lok (F1=0) oder am hinteren (F1=1). In jedem Fall wird kein Licht angeschaltet (FL=0), wenn eine Lok irgendwo innerhalb des Zuges Läuft.
Ausländische Loks müssen ihr Spitzenlicht manchmal abblenden (dimmen) oder aufblenden (Fernlicht). Dafür gibt es im LokPilot eine zweite "Ausgangskonfiguration" (Einstellungen der Ausgänge) speziell für die vier Lichtausgänge. Man kann dort eine andere Helligkeit setzen, oder Effekte wie Blinken, und dies von einer weiteren Funktionstaste (hier F5, weil F3 und F4 schon belegt sind) abhängig machen.
Einige Lokmodelle haben Führerstandbeleuchtung, manche nur vorne (einen Führerstand). Dann werden wir die mit F6 einschalten, aber auch davon abhängig machen, daß die Lok steht. Sobald sie sich bewegt, geht die Führerstandbeleuchtung aus. Gleich ob die Lok einen oder zwei Führerstände hat, deren Beleuchtung muß entsprechend von F1 (vorne) beziehungsweise F2 (hinten) abhängig gemacht werden und von der Fahrtrichtung, in der jeweils auch das weiße Spitzenlicht leuchtet.
Auf ähnliche Weise lassen sich auch Sounds in die Konfiguration einbeziehen. Antriebsgeräusche werden nur ein- oder ausgeschaltet (mit F7) und sind sonst von keiner Bedingung abhängig. Ein Horn wird kurz betätigt (mit F8), aber es soll nur ertönen, wenn die Lok vorausläuft. Dazu wird es in jeweils einer Zuordnungszeile von F1 und F2 abhängig gemacht sowie von der Fahrtrichtung, in der jeweils auch das weiße Spitzenlicht leuchtet.
So weit die Vorbereitung, das heißt die Funktionstastenzuordnung. Wenn die Loks im Verbund gleich oder zumindest ähnlich sind und gleiche Decoder haben, dann kann man wieder (wie bei den Geschwindigkeitseinstellungen) eine der Loks konfigurieren und ihre Konfiguration in die Decoder der anderen Loks kopieren (mit TrainProgrammer), hier sogar ohne weitere Anpassung. Von nun an geht es nur noch um die Funktionstasten und ihre Wirksamkeit in den einzelnen Loks im Verbund:
Werden unsere drei Loks im Verbund gefahren, müssen alle Funktionen eingeschaltet sein, die irgendwo im Verbund aktiv sein sollen. F1 und F2 für die Spitzen- und Schlußlichter an den beiden Enden der Loks bleiben dauernd eingeschaltet, einfach für den Fall, daß sie gebraucht werden. FL wird nur dann eingeschaltet, wenn die Lichter wirklich leuchten sollen. Ein Lichteffekt (auf- oder abblenden, blinken) wird nur bei Bedarf eingeschaltet (F5). Die Führerstandbeleuchtung wird nur bei "Dunkelheit" benutzt (F6). Die Antriebsgeräusche werden dauernd eingeschaltet (F7), das Horn nur kurz (F8).
In den beiden Loks an der Spitze und am Schluß muß jeweils das Licht einschaltbar sein. Also setzt man Bit 1 in CV22 (auf 1), um FL wirksam zu machen. Ist das hintere Ende der Lok am Zug, wird in CV21 Bit 1 gesetzt (F1 wirksam), ist das vordere Ende am Zug statt dessen Bit 2 (F2 wirksam). Das jeweils andere Bit wird nicht gesetzt (das heißt auf Null)! Ob eine Lok im Verbund umgekehrt läuft, vorwärts oder rückwärts, das muß uns hier nicht kümmern. In CV21 müssen die Bits 5 und 6 gesetzt sein, damit Lichteffekte (F5) und Führerstandbeleuchtung (F6) wirksam werden können. Auch Bit 7 und 8 für Antriebsgeräusche (F7) und Horn (F8) müssen hier gesetzt sein. Die Bits 3 (F3 - Rangiergang) und 4 (F4 - keine Anfahr- und Bremsverzögerung) sollten ebenfalls gesetzt sein, denn diese Funktionen werden in jeder Lok des Verbundes gebraucht.
Also sollten sie auch in der (beziehungsweise allen) Lok(s) innerhalb des Zuges
wirksam sein.
Alle Lichtfunktionen werden hier "ausgeblendet", indem Bit 1 in CV22 sowie
die Bits 1/2 und 5/6
in CV21 auf 0 gesetzt werden.
Antriebsgeräusche werden aktiviert (Bit 7 auf 1 gesetzt), das Horn wird ausgeblendet
(Bit 8 auf 0 gesetzt).
Hier sind also nur die Bits 3, 4 und 7 in CV21 "aktiv" (die mit dem Fahren
zu tun haben).
(In den neuesten Versionen von LokPilot/LokSound 5 können in einem Verbund F0-vorne und F0-hinten einzeln und außerdem F1 bis F28 aktiviert werden.)
Damit ist der gesamte Verbund konfiguriert und betriebsbereit, und zwar auf jeder Anlage mit DCC-Zentrale und unabhängig von einem Steuerungsprogramm. Die Vorbereitung der einzelnen Loks ist – wie schon die Geschwindigkeitseinstellungen – etwas aufwendig. Der LokProgrammer von ESU oder aber der TrainProgrammer von Freiwald (mit meinen Konfigurationen für LokPilot und LokSound 5) machen aber die Funktionszuordnungen relativ übersichtlich. In diesem einfachen Beispiel sind 15 Zeilen in der Zuordnungs-Tabelle auszufüllen und mit maximal 72 Zeilen sind mehr als genug vorhanden. Alle hier erwähnten Einstellungen sind in einer Beispiel-Decoderdatei für TrainProgrammer zu finden (in meinem LokPilot/LokSound-5-Paket enthalten).
Ein weiterer englischer Artikel geht über mein einfaches europäisches Beispiel hinaus: Configuring Consist Functions and Lighting Operations Made Easy empfiehlt umfangreiche Einstellungen für Licht und Sound in amerikanischen Diesel-Verbünden mit verschiedenen Sound-Decodern.