Burkhard Erdlenbruch - Modellflug
Modelle
Vor einiger Zeit meinte ich, nach 30 Jahren Pause noch einmal mit dem Modellflug anfangen zu müssen. Wahrscheinlich will ich etwas nachholen, was ich in der Jugend versäumt hatte. Außerdem sind die technischen Möglichkeiten heute viel größer und reizvoller.
In der Augsburger Bastlerzentrale empfahl man mir, nach klassischer Auffassung ganz richtig, den Pedro von Graupner. Preisgünstig, gutmütig, nicht zu groß und nicht zu klein, nicht zu schwer und nicht zu leicht, nicht zu schnell und nicht zu langsam, leise und fast überall einsetzbar sowie fast fertig (ARF), so ist dieser Elektro-Motorsegler nicht langweiliger Durchschnitt, sondern das ideale Anfängermodell.
Einiger Ärger über konstruktive Details und den Bau des Pedro waren bald verdrängt. Mit dem Microsoft Flugsimulator und einem Billig-Joystick wurden die richtigen Steuerbewegungen in allen Fluglagen geübt. Mit erfahrener Hilfe ging es dann gleich erfolgreich richtig in die Luft. Nach einem selbst verschuldeten Absturz fing der Ärger aber wieder an und wurde mit einem weiteren Absturz als Folge des ersten unerträglich.
Spontan warf ich den Pedro in den Keller und kaufte den neu herausgebrachten Brummi von Multiplex. Dieser entsprach noch mehr meinen Vorstellungen und enttäuschte mich nicht. Bis heute ist er mein Lieblingsmodell. Auf diese Weise ermutigt richtete ich den Pedro wieder her, und er war (seltsam, seltsam) jetzt viel 'umgänglicher'. Nachdem er bei einer Landung schräg auf den Boden gekommen war, zeigte er aber wieder die alten Mucken und landete in einem Baum und deshalb auch wieder im Keller.
Jetzt habe ich einen Thermik-Star von CHK und bin sehr zufrieden damit. Über dieses Modell 'mußte' ich mich nicht ärgern, es ist sehr sauber gebaut und fliegt sehr gut, der empfohlene Antrieb paßt und alle Angaben stimmten. Der Einbau der Fernsteuerung und das Fliegen sind etwas anspruchsvoller als bei einem ausgesprochenen Anfängermodell. Bei harten Landungen geht schon leichter etwas zu Bruch. In solch ein Modell baut man natürlich auch bessere und teurere Komponenten ein. Man sollte also schon sicher und weich landen können, sonst wird es teuer. Aber man kann auch zuerst 'virtuell' im Simulator üben (s.u.), auch mit anderen Modellen, und dann den Thermik-Star 'real' gleich richtig fliegen.
Im nachhinein betrachtet hätte ich besser mit dem Signo von Simprop anfangen sollen. Der hat z.B. einen GFK-Rumpf, ein hochliegendes T-Höhenleitwerk und verzugfreie Sandwich-Flügel. Er hat die gleichen 'Tiplets' wie der Pedro, aber auch schon Querruder. Dadurch kann man zunächst nur mit Seitenruder fliegen lernen, wie es klassisch gemacht wird. Das halte ich aber jetzt nicht mehr für nötig, mindestens wenn man einen Computer-Sender hat. Dann kann man die Querruderausschläge differenzieren oder Seitenruder zum Querruder mischen, so daß man nicht zwei Knüppel koordiniert bewegen muß. Auf diese Weise ist das Steuern mit Querruder so einfach wie mit Seitenruder, aber viel besser. So werden Flugzeuge richtig gesteuert, und man kann vor allem in Bodennähe noch die Flügel waagerecht stellen.
Als wenn Graupner meinen Artikel über den Pedro gelesen (und beherzigt) hätte: Jetzt gibt es den Peso (Namensähnlichkeit) und den Peso QR mit Querrudern. Er ist dem Pedro sehr ähnlich, hat aber ein V-Leitwerk. Der Rumpf ist aus GFK, das ganze Modell weiter vorgefertigt. Ob ich mich nicht mehr über Details ärgern würde weiß ich nicht, denn ich werde das Modell nicht selber kaufen (wozu noch?). Auf jeden Fall sehr anerkennenswert ist die Option Querruder, denn jetzt kann man selbst entscheiden, wie man fliegen lernen will. Die Querruderversion kann auch mit dem Seitenruder gesteuert werden, so daß man sogar beides ausprobieren kann. Also alles wie beim Signo von Simprop, nur etwas kleiner (und später, Konkurrenz?).
Modellflug-Simulatoren
Auf die Simulatoren bin ich durch eine Projektgruppe gekommen, die einen Simulator für ('richtige', keine Modell-)Hubschrauber programmieren wollte und einen 'Maßstab' brauchte. Der Microsoft-Flugsimulator gilt als unrealistisch für Hubschrauber, aber es gibt offenbar auch keinen besseren. Nur für Modellhubschrauber gibt es gleich mehrere realistische Simulatoren. Als 'Anschauungsmaterial' hatte ich den damals neuen Eco Piccolo gekauft. Es lag also nahe, auch den PiccoFly zu probieren. Der easyFly war für geringen Aufpreis zu bekommen, und so war mein Interesse an Modellflugzeugen (wieder) geweckt. Zum Vergleich mußten dann noch der Reflex und der RealFlight her.
Das Interesse an Hubschraubern ließ nach, aber an diesem Beispiel lernte ich den Simulator für den Modellflug schätzen. Heute halte ich es für normal, alles neue, sei es Modellfliegen selbst, seien es immer schwierigere Flugmanöver, zuerst mit dem Simulator zu lernen. Mittlerweile ist die PC-Technik so leistungsfähig und billig, daß die alte 'Ochsentour' einfach zu teuer ist (siehe meine Anmerkungen zum Pedro). Langwierig und frustrierend war es immer schon, ohne Fluglehrer fliegen zu lernen. Es ist allerdings nicht falsch, auch beim Lernen mit dem Modellflugsimulator einen Lehrer zu haben.
Schließlich kann es sich zu einem eigenen Zweig des Hobby's entwickeln, Modelle in einem Simulator abzubilden, sozusagen das Modell vom Modell. Mir gefiel der REFLEX am besten, mit seinen Physik-Parametern konnte ich etwas anfangen, und dann kam dazu noch die spezielle Software zur Modellkonstruktion heraus. So kann man nicht nur seine Modelle in jeder Hinsicht realistisch nachbilden, sondern auch Eigenkonstruktionen im Simulator testen und verbessern, natürlich nur grob, aber immerhin.
Am wichtigsten finde ich aber, daß ich (mit einigen Berechnungshilfen, siehe Beispiel Brummi) ein Modell schon realistisch im Simulator abbilden kann, bevor es wirklich geflogen wird. Damit konnte ich meine Modelle (bis auf den Pedro) vor realen Abstürzen bewahren, denn ich konnte sowohl fliegen üben als auch falsche Schwerpunktangaben in der Anleitung zum Modell korrigieren (nur bei Brummi und threedee400).
Mittlerweile habe ich auch schon Modelle realistisch im Simulator abgebildet, die ich nicht besitze. Nur mit der Geometrie und einigen Angaben über die Flugeigenschaften aus dem Internet oder vom Besitzer werden die Modelle doch sehr gut. Für Interessenten sind alle meine Simulatormodelle und die zugehörigen Berechnungen auf der Download-Seite (siehe auch Menü links) angeboten.
Fernsteuerung
Durch 'Zufall' und Empfehlung bin ich zu Multiplex-Produkten gekommen und sehr zufrieden damit. Der Sender Cockpit MM hat einige Eigenschaften, die man sonst nur bei wesentlich teureren Geräten findet, und ein sehr gutes Preis/Leistungs-Verhältnis. Die Empfänger/Servo-Kombination 'The Brick' ist ebenfalls ein sehr 'gutes Geschäft' und eine geschickte Kombination. Nur bei kleinen Modellen ist der Empfänger Pico 4/5 sinnvoll, und bei Bedarf für IPD oder Kreisel am Höhenruder der Empfänger Micro-IPD. Bei Multiplex ist alles sehr gut durchdacht und man kann sicher sein, daß man zumindest nichts schlechtes kauft, auch wenn es durchaus Kritikpunkte oder Verbesserungsmöglichkeiten geben mag.